Steuererklärung, aber womit? – ELSTER, Steuersoftware, Lohnsteuerhilfeverein oder Steuerberatung im Vergleich

Sie wollen Ihre Steuererklärung machen, sind sich aber noch nicht ganz sicher, welcher Weg der beste für Ihren Fall ist? Dann ist dieser Artikel genau der richtige für Sie. Erfahren Sie mehr zu den verschiedenen Varianten und treffen Sie mit unserer Entscheidungshilfe die richtige Wahl.
Mit einer Steuersoftware erstellen Sie Ihre Steuererklärung schneller, sicherer und einfacher. Welche ist die richtige für Sie? In unserem Steuersoftware-Vergleich finden Sie eine passende Lösung.
Kurzfazit
- ELSTER ist das offizielle Online-Portal des Finanzamts, kostenlos, aber komplex. Es kann theoretisch von allen genutzt werden, eignet sich aber vor allem für Erfahrene mit einfachen Fällen, die bereit sind, Zeit zu investieren.
- Steuersoftware kostet wenig, führt meist mittels Interviews durch den Prozess, gibt Tipps, prüft auf Plausibilität und hilft, Fehler zu vermeiden – ideal für die meisten Angestellten. Manche Steuersoftware ist auch für Selbstständige geeignet, insbesondere wenn sie eine Schnittstelle zu Buchhaltungssoftware anbietet.
- Lohnsteuerhilfevereine beraten Arbeitnehmer:innen im Rahmen einer Mitgliedschaft mit einkommensabhängigem Beitrag. Dies ist sinnvoll bei Unsicherheit oder Beratungswunsch, aber nicht für Selbstständige.
- Steuerberatung lohnt sich bei komplexen Sachverhalten oder wenn Sie umfassende individuelle Beratung wünschen. Die Vergütung richtet sich nach StBVV (seit Juli 2025 angehoben).
| Option | Kosten | Wie wird abgerechnet? | Bedienung | Zeitbedarf |
| ELSTER | 0 € | kostenloses Portal der Finanzverwaltung | Formulare, keine Unterstützung | eher hoch |
| Steuersoftware | meist zweistellig/Jahr (häufig 10–40 € je nach Anbieter/Aktion) | Lizenz/Subscription pro Steuerjahr | Virtueller Assistent/Interview, Hilfe, Tipps & Prüfungen | gering–mittel |
| Lohnsteuerhilfeverein | einkommensabhängiger Jahresbeitrag (+ ggf. Aufnahmegebühr) | einkommensabhängiger Mitgliedsbeitrag nach Beitragsordnung des Vereins | Persönliche Unterstützung | gering–mittel |
| Steuerberater | nach StBVV (gegenstandswert- & rahmenabhängig); Erhöhung zum 01.07.2025 in Kraft | gesetzl. Vergütungsverordnung (StBVV), Stundensatz-Vereinbarungen, variabel | Vollservice, individuelle Beratung | gering (für Sie), Wartezeiten möglich |
ELSTER – offiziell und kostenlos, aber nicht immer bequem
Was es ist: Offizielles Online-Portal der Steuerverwaltung („Mein ELSTER“) für die elektronische Abgabe von Steuererklärungen. Hier können Sie nach der Registrierung Online-Formulare ausfüllen und die vorausgefüllte Steuererklärung (VaSt) nutzen, um Daten, die dem Finanzamt schon vorliegen, abzurufen. Zusätzlich gibt es die ELSTER-Apps ElsterSecure für Login und zur Authentisierung sowie MeinELSTER+ zum Scan von Belegen und zur Belegverwaltung, sodass die Werte in die Steuererklärung übertragen werden können.
Geeignet für: Erfahrene, Personen, die exakt wissen, welche Anlagen sie brauchen oder bereit sind, sich einzuarbeiten
Vorteile: behördlich, sicher, Kosten bei 0 €, direkt beim Finanzamt
Nachteile: Fachbegriffe, Formularlogik, keine Steuerspartipps, ohne Vorerfahrung Einarbeitungszeit erforderlich, höherer Zeitbedarf – insbesondere für Einsteiger:innen.
Steuersoftware – geführte Erstellung mit Assistenz
Was sie leistet: Interviewlogik (Frage-Antwort), die Schritt für Schritt durch die Steuererklärung führt, Berechnung der möglichen Erstattung, Plausibilitätsprüfungen, Hinweise zu Pauschalen und Abzügen, Einreichung über ELSTER-Schnittstelle.
Geeignet für: Arbeitnehmer:innen, manche Programme je nach Leistungsspektrum auch für Selbständige, Rentner:innen und Pensionär:innen, Vermieter:innen, Immobilieneigentümer:innen, Auszubildende, Studierende, manche mit Unterstützung bei Kryptowährungen.
Kosten: typischerweise niedriger zweistelliger Betrag pro Jahr, abhängig vom Funktionsumfang
Vorteile: einfach, geringer Zeitaufwand, jederzeit möglich (auch kurz vor Fristende) und immer verfügbar, reduziert Eingabefehler, Tipps, Plausibilitätsprüfung, direkt beim Finanzamt, Check des Steuerbescheids; etwas höherer Aufwand bei der ersten Steuererklärung, in den Folgejahren können Sie Ihre Daten einfach übertragen.
Nachteile: Kosten, keine individuelle Beratung (teilweise zubuchbar).
Lohnsteuerhilfeverein – Beratung für Arbeitnehmer:innen
Was er leistet: Lohnsteuerhilfevereine sind Beratungsstellen, die Mitgliedern bei der Einkommensteuer helfen dürfen (innerhalb gesetzlicher Befugnisse). Die Beratung steht Arbeitnehmer:innen innerhalb gesetzlicher Befugnisse zur Verfügung.
Geeignet für: Arbeitnehmer:innen, Rentner:innen und Pensionär:innen mit Beratungsbedarf, die keine Steuerkanzlei oder eine:n Steuerberater:in beauftragen möchten.
Grenzen: Selbstständige (Freie Berufe und Gewerbetreibende) dürfen von Lohnsteuerhilfevereinen i. d. R. aufgrund gesetzlicher Regelung nicht beraten werden (§ 4 Nr. 11 StBerG).
Kosten: Jahresbeitrag plus ggf. Aufnahmegebühr. Die Beiträge sind sozial gestaffelt, also einkommensabhängig.
Vorteile: Beratung und direkte Ansprechperson bei Fragen, Zeitersparnis (nur Unterlagen sammeln, sortieren und bereitstellen)
Nachteile: Kommunikation, Terminkoordination, abhängig vom Einkommen höhere Kosten, nur für Einkommensteuererklärung, Dauer der Bearbeitungszeit und Umfang der Betreuung abhängig von Kapazitäten des Vereins
Auf der Seite des Bundesverbands Lohnsteuerhilfevereine e.V. finden Sie eine nicht abschließende Liste mit Lohnsteuerhilfevereinen.
Steuerberatung – individuell, umfassend, bei Komplexität im Vorteil
Was ein Steuerberater oder eine Steuerberaterin bietet: Individuelle Beratung, Vertretung, Gestaltung, Unterstützung bei Rückfragen und Prüfungen.
Geeignet für: Unternehmer, Vermietung, hohe Kapitaleinkünfte, komplexe Steuerfälle, bei Steueroptimierungsmöglichkeiten, in besonderen Lebenslagen (Trennung, Erbschaft oberhalb der Freibeträge, Auslandsbezug).
Kosten: Die Vergütung richtet sich nach Steuerberatervergütungsverordnung (StBVV), die zum 01.07.2025 angepasst wurde, abhängig vom zeitlichen Aufwand und Gegenstandswert, Honorar gemäß Vereinbarung.
Vorteile: Individuelle Beratung & Vertretung
Nachteile: kostenintensiv, Terminkoordination, nicht jeder Fall wird angenommen
Nutzung und Prozess der verschiedenen Optionen
ELSTER (Mein ELSTER)
- Einmalige Registrierung (z. B. mit Zertifikatsdatei oder ElsterSecure/App).
- Optional: vorausgefüllte Steuererklärung (VaSt) freischalten und Daten abrufen
- Formulare ausfüllen und gewissenhaft prüfen
- Steuererklärung elektronisch übermitteln
Steuersoftware
- Einmalige Registrierung auf der Webseite des Anbieters
- Optional: vorausgefüllte Steuererklärung (VaSt) nutzen und Daten abrufen lassen
- Geführter Interviewmodus (Frage – Antwort) mit Tipps zum Steuersparen
- Automatische Plausibilitätschecks am Ende des Interviews und Angabe der erwartbaren Erstattung (bis hierhin ist die Nutzung von Steuersoftware bei vielen Anbietern kostenlos)
- Steuererklärung elektronisch übermitteln. Die Übermittlung erfolgt im Hintergrund über die offizielle ELSTER-Schnittstelle; ein ELSTER-Konto benötigen Sie nicht
Lohnsteuerhilfeverein
- Anmeldung als Mitglied beim Lohnsteuerhilfeverein, Zahlung eines Mitgliedbeitrags; Beitrag sozial gestaffelt bzw. einkommensabhängig
- Beratungstermin vereinbaren
- Unterlagen vollständig einreichen
- Unterlagencheck, Erstellung & Abgabe im Rahmen der Befugnisse des Vereins; oft ganzjährige Betreuung möglich
Steuerberatung
- Anfrage bei der Steuerkanzlei, ob Kapazitäten bestehen. Steuerkanzleien nehmen nicht jedes Mandat an, da bspw. Steuererklärungen für Privatpersonen oder Selbständige mit geringem Umsatz wenig lukrativ sind.
- Erstgespräch vereinbaren
- Briefing und Absprache zu Umfang der Beratung
- Unterlagenbereitstellung, individuelle Beratung & Erstellung der Steuererklärung
- Abrechnung nach StBVV (seit 07/2025 angehoben) oder gemäß Honorarvereinbarung, abhängig von Beauftragung
Detailvergleich nach Lebenslagen
Arbeitnehmer:in mit Standardfällen
Wenn Ihr Einkommen ausschließlich aus nichtselbstständiger Arbeit stammt und es um typische Werbungskosten (z. B. Pendeln, Arbeitsmittel) geht, bringt Steuersoftware den besten Mix aus Assistenz, Tempo und Plausibilitätsprüfung. Die Abgabe der Steuererklärung erfolgt technisch dennoch via ELSTER-Schnittstelle, allerdings ohne dass Sie hierfür ein ELSTER-Konto benötigen. Um Steuersoftware vollumfänglich nutzen zu können, müssen Sie sich also nicht bei ELSTER registrieren. Regelmäßige Tests zeigen mitunter große Unterschiede in Funktion und Bedienung. Preislich liegen die meisten Steuerprogramme im niedrigen zweistelligen Bereich.
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Lohnsteuerhilfevereine beraten Arbeitnehmer:innen im zulässigen Rahmen gegen einen einkommensabhängigen Jahresbeitrag (oftmals mit Aufnahmegebühr). Eignet sich, wenn Sie Beratung möchten, aber keine Kanzlei oder eine:n Steuerberater:in beauftragen wollen. Wenn Sie selbstständig sind, kommt ein Lohnsteuerhilfeverein nicht in Betracht. Lohnsteuerhilfevereine sind von der Beratung Selbständiger ausgeschlossen (§ 4 Nr. 11 StBerG).
Studierende, Azubis, Berufseinsteiger:innen
Bei sehr einfachen Sachverhalten können Sie ELSTER nutzen. Der Vorteil gegenüber allen anderen Optionen liegt darin, dass die Nutzung der ELSTER-Plattform kostenlos ist. Wer die Formularlogik beherrscht oder sich reinfuchst, kommt damit ans Ziel. Für Einsteiger:innen ist eine Steuersoftware aber meist deutlich komfortabler, da sie Zeit spart, Tipps gibt und Fachbegriffe erklärt. Für Studierende gibt es manchmal sogar kostenlose Angebote. Warum die Steuererklärung für Studierende sinnvoll sein kann, erfahren Sie in unserem Artikel „Steuererklärung im Studium".
Familien (Kinder, Betreuung, außergewöhnliche Belastungen)
Mehr Felder, mehr Belege: Bei Familien wird die Steuererklärung schon umfangreicher, ist aber durchaus selbst zu bewältigen. Kinderbetreuungskosten, Haushaltshilfen oder Au-Pairs, verteilte Kosten bei nicht verheirateten Paaren mit Kindern oder spezielle Unterrichtskosten sowie Schulgeld können unter Umständen abgesetzt werden. Mit einer Steuersoftware ist man hier meist schneller, weil sie relevante Pauschalen und Anlagen abfragt und per Interview leitet.
Selbständigkeit und Unternehmertum
Selbständigkeit ist facettenreich, hier muss deshalb differenziert werden, ob bei Ihnen ein „einfacher“ Steuerfall oder ein komplexer Steuerfall vorliegt. Es ist wichtig zu erwähnen, dass keine gesetzliche Verpflichtung besteht, eine:n Steuerberater:in zu beauftragen.
In Fällen, in denen Sie lediglich eine EÜR erstellen müssen und Ihre Unterlagen gut sortiert sind, können Sie durchaus in Betracht ziehen, Ihre Steuererklärung selbst zu erledigen. Dafür können Sie eine Steuersoftware nutzen – insbesondere dann, wenn diese eine Schnittstelle zu einer Buchhaltungssoftware bietet. Das ist beispielsweise der Fall bei Lexware Office und smartsteuer. Mit diesen beiden Produkten können Sie Buchhaltung und Steuererklärung kombinieren. Es gilt auch zu bedenken, dass kleine Mandate für Steuerkanzleien nicht immer lukrativ sind.
Bei komplexeren Fällen, bei denen Sie individuell beraten werden möchten, beauftragen Sie besser einen Steuerberater oder eine Steuerberaterin.
Bei sehr aufwendiger und umfangreicher Buchhaltung und im Unternehmenssteuerrecht bei Kapitalgesellschaften führt auch meist kein Weg an der Steuerberatung vorbei, da für die Erstellung von Bilanzen und Jahresabschlüssen fundierte Kenntnisse im Steuer- und Bilanzrecht gefragt sind. Unternehmen lagern auch oft ihre Buchhaltung an eine Steuerkanzlei aus. Eine Steuerberatung bringt hier Zeitersparnis für die Geschäftsführung und ermöglicht ihr, sich auf das operative Geschäft zu konzentrieren. Zudem sinkt das Risiko von Fehlern erheblich.
Komplexe Fälle der Vermietung, Kapitaleinkünfte, Auslandsbezug
Sobald es um individuelle Fragen der Steueroptimierung geht, mehrere Einkunftsarten zusammentreffen oder internationales Recht tangiert ist, ist es oftmals ratsam, eine:n Steuerberater:in zu beauftragen. Ein entscheidender Vorteil liegt auch darin, dass Sie ihr:e Steuerberater:in gegenüber dem Finanzamt vertritt und den Schriftwechsel übernimmt. Die Kosten fallen aber ins Gewicht. Seit 01.07.2025 gelten angehobene StBVV-Rahmengebühren. Die Höhe richtet sich nach dem Aufwand und Gegenstandswert.
Checkliste: So treffen Sie die richtige Wahl
Prüfen Sie für sich die folgenden 4 Punkte:
- Fall und Lebenslage prüfen:
- Nur Arbeitslohn, Standardfälle, Studierende? → Steuersoftware testen
- Selbstständigkeit: Umfang abwägen. Nicht zu komplexe Fälle → Steuersoftware testen oder Steuerberatung anfragen (abhängig vom jeweiligen Mandat)
- Kein komplexer Fall, aber Unterstützung gewünscht: Steuersoftware testen oder Lohnsteuerhilfeverein anfragen
- Budget 0 € und keine Vorbehalte gegen Formulare und Aufwand: → ELSTER wagen
- Komplexer Steuerfall, Vermietung mehrerer Einheiten, internationaler Bezug, komplexere Selbstständigkeit → Steuerberatung anfragen
Häufige Fragen (FAQ)
Ja, ELSTER ist in jedem Fall ausreichend. Ratsam ist die Nutzung nur, wenn Ihr Fall einfach ist und Sie mit Formularen sicher umgehen oder wenn Sie bereits Erfahrung haben. Ansonsten ist eine Software bequemer.
Die Kosten liegen pro Jahr meist im zweistelligen Bereich pro Jahr; Tests nennen gängige Programme und Preise im Marktvergleich.
Wenn Sie als Arbeitnehmer:in Beratung wünschen, aber keine Steuerkanzlei beauftragen möchten. Die Mitgliedsbeiträge sind einkommensabhängig und richten sich nach der Gebührenordnung des Vereins.
Bei sehr komplexen Sachverhalten, sehr hohem Zeitaufwand oder wenn Sie individuelle Beratung, Gestaltung und Vertretung wünschen und Ihre Steuererklärung auslagern möchten.