
Im Zusammenhang mit Steuern ist immer wieder auch die Rede vom Steuersatz: Einkommensteuersatz, Spitzensteuersatz, ermäßigter Steuersatz oder Grenzsteuersatz. Aber was genau ist unter den Begriffen zu verstehen? Und wie hoch ist eigentlich der eigene Steuersatz? Wir wollen Licht ins Dunkel der Steuersätze bringen und haben die wichtigsten Infos zu dem Thema zusammengestellt. Welcher Steuersatz bei Ihnen gilt, kann dem Steuerbescheid entnommen werden.
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Eingangssteuersatz, Spitzensteuersatz & Co.
Beim Steuersatz gibt es erst einmal drei wichtige Prozentsätze. Zum einen den Eingangssteuersatz, der bei Steuerzahlern mit einem geringen zu versteuernden Einkommen mindestens 14 Prozent beträgt. Zum anderen gibt es den Spitzensteuersatz, der 42 Prozent Steuern auf das Einkommen beträgt. Steuerzahlern mit einem besonders hohen Einkommen greift das Finanzamt sogar noch tiefer in die Tasche - mit einem Steuersatz von 45 Prozent.
Einkommensteuersatz: Aufsteigend nach Einkommenshöhe
Der Einkommensteuersatz kommt zum Tragen, wenn wir unsere Steuererklärung machen. Je nach Höhe der Einkünfte wird unser Einkommen mit einem bestimmten Steuersatz versteuert. Beispielsweise wird bei einem Jahresbruttoeinkommen von 36.800 € der Steuersatz von 20 % angesetzt. Damit gehen genau 7.361 € an Steuern ab. Dieser Steuersatz, mit dem das Einkommen grundsätzlich versteuert wird, nennt man auch Durchschnittssteuersatz.
Der Durchschnittssteuersatz ist nicht bei jedem Einkommen gleich hoch. Denn grundlegend ist die Steuergesetzgebung nach dem Prinzip der Steuergerechtigkeit ausgerichtet. Das bedeutet, dass derjenige, der viel verdient, auch viel ans Gemeinwesen abgeben soll. Deshalb steigt der Steuersatz je nach Einkommenshöhe. Während bei einem Einkommen von 36.800 € im Jahr der Steuersatz bei 20 % liegt, beträgt er bei 52.450 € Jahresbruttoeinkommen 25 %. Aufgrund dieser Steigung spricht man von einem progressiven Steuersatz.
Viele Steuerzahler fragen sich natürlich bei der Ermittlung ihrer Steuerlast, wie viel mehr Steuern sie zahlen müssen, wenn sie beispielsweise eine Gehaltserhöhung bekommen und damit ein höheres Jahresbruttoeinkommen erwirtschaften. Die schnelle Berechnung der zusätzlichen Steuerlast kann man mithilfe des Grenzsteuersatzes durchführen.

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Grenzsteuersatz mit besonderer Bedeutung
Jeder freut sich über eine Gehaltserhöhung. Doch dann kommt der Wermutstropfen: Wer mehr verdient, zahlt auch mehr Steuern. Und zwar nicht nur proportional mehr Steuern im Verhältnis zum höheren Einkommen – sondern auch mehr Steuern aufgrund eines höheren Steuersatzes. Das liegt wieder am progressiven Steuersatz, der mit dem Einkommen steigt.
Dem Grenzsteuersatz kommt im Einkommensteuerrecht eine besondere Bedeutung zu. Dieser sagt aus, mit welchem Steuersatz der letzte hinzuverdiente Euro versteuert wird. Der Einkommensteuertarif ist in Deutschland progressiv gestaltet. Das bedeutet, dass bis zum Grundfreibetrag (bei Ledigen 2020: 9.408 Euro) der Grenzsteuersatz 0% beträgt. Ab einem zu versteuernden Einkommen von 9.409 Euro steigt der Grenzsteuersatz mit 14% je nach Höhe des Einkommens stetig an. Ab einem zu versteuernden Einkommen von 57.052 Euro beträgt der Steuersatz für Ledige dann immer 42%. Der Steuersatz der Reichensteuer wird bei einem Ledigen bei einem zu versteuernden Einkommen von 270.501 Euro erreicht und beträgt dann 45% (Werte für 2020).
Übersicht über den Grenzsteuersatz 2017 bis 2020:
Jahr | 0% | 14% bis 42% | 42% | 45% |
---|---|---|---|---|
2017 | bis 8.820 Euro | 8.821 Euro bis 54.958 Euro | 54.958 Euro bis 256.303 Euro | ab 256.304 Euro |
2018 | bis 9.000 Euro | 9.001 Euro bis 54.950 Euro | 54.951 Euro bis 260.532 Euro | ab 260.533 Euro |
2019 | bis 9.168 Euro | 9.169 Euro bis 55.960 Euro | 55.961 Euro bis 265.326 Euro | ab 265.327 Euro
|
2020 | bis 9.408 Euro | 9.409 Euro bis 57.051 Euro | 57.052 Euro bis 270.500 Euro | ab 270.501 Euro |
Bei zusammenveranlagten Ehegatten bzw. Partnern in eingetragener Lebenspartnerschaft gelten jeweils die doppelten Einkommensgrenzen.
Grenzsteuersatz maßgeblich bei Abgeltungsteuer
Erzielen Sie Einkünfte aus Kapitalvermögen, behält normalerweise die Bank von den Kapitalerträgen die Abgeltungsteuer (= pauschaler Steuersatz mit 25%), Solidaritätszuschlag und bei Kirchenzugehörigkeit Kirchensteuer ein und überweist dem Sparer nur den Nettobetrag. Durch den Einbehalt der Abgeltungsteuer müssen die Kapitalerträge eigentlich nicht mehr in der Einkommensteuererklärung angegeben werden. Die Betonung liegt hier auf dem Wörtchen „eigentlich“.
Denn liegt der Grenzsteuersatz des Sparers unter 25%, sollten sämtliche Kapitalerträge des Jahres inklusive der einbehaltenen Steuern in der Anlage KAP zur Einkommensteuererklärung aufgelistet und die Günstigerprüfung beantragt werden. Das Finanzamt vergleicht dann den Grenzsteuersatz des Sparers mit dem 25%igen Steuersatz der Abgeltungsteuer. Liegt der Grenzsteuersatz unter 25%, gibt es Steuern zurückerstattet.
Praxis-Tipp: Ob der Grenzsteuersatz tatsächlich geringer ist als der Abgeltungsteuersatz für Kapitalerträge lässt sich oftmals nur schlecht voraussagen, weil der Steuersatz des zu versteuernden Einkommens inklusive der erzielten Kapitalerträge maßgeblich ist. Deshalb gibt es eine Faustformel. Liegt das zu versteuernde Einkommen (Kapitalerträge bereits einbezogen) nicht über folgenden Beträgen, lohnt sich das Ausfüllen der Anlage KAP und der Antrag auf Günstigerprüfung:
Jahr | Einzelveranlagung (Ledige) | Zusammenveranlagung (Ehegatten, Partner einer eingetragenen Lebenspartnerschaft) |
---|---|---|
2017 | maximal 15.721 Euro | maximal 31.442 Euro |
2018 | maximal 16.050 Euro | maximal 32.100 Euro |
2019 | maximal 16.636 Euro | maximal 33.272 Euro |
2020 | maximal 16.950 Euro | maximal 33.900 Euro |
Beispiel: Sie reichen Ihre Steuererklärung 2019 beim Finanzamt ein. Der Grenzsteuersatz bezogen auf Ihr zu versteuerndes Einkommen beträgt 19%. Sie haben im Jahr 2019 Kapitalerträge erzielt, von denen die Bank 25% Abgeltungsteuer einbehalten hat. Folge: Für 2019 lohnt es sich, eine Einkommensteuererklärung inklusive Anlage KAP beim Finanzamt einzureichen. Denn da der Grenzsteuersatz (19%) niedriger ist als der Abgeltungsteuersatz (25%), besteuert das Finanzamt die Kapitalerträge bei Beantragung der Günstigerprüfung mit dem geringeren Grenzsteuersatz. Die zu viel einbehaltene Steuer wird erstattet.
Ermäßigter Steuersatz auf außerordentliche Einkünfte
Neben dem festgeschriebenen Steuersatz je nach Höhe des zu versteuernden Einkommens gibt es auch noch Ausnahmen. Erzielt ein Steuerzahler außerordentliche Einkünfte, winken zwei Steuervergünstigungen, bei denen der Steuersatz günstiger wird. Entweder die Besteuerung nach der so genannten Fünftelmethode bei Abfindungen oder der ermäßigte Steuersatz bei Veräußerungsgewinnen bei Unternehmensverkäufen.
Ermäßigter Steuersatz: Wann liegen außerordentliche Einkünfte vor?
Der ermäßigte Steuersatz setzt voraus, dass ein Steuerzahler außerordentliche Einkünfte erzielt hat. Von außerordentlichen Einkünften spricht man unter anderem in folgenden Fällen (§ 34 Abs. 2 EStG):
- Veräußerungsgewinne bei Veräußerung von Unternehmen.
- Abfindungen eines Arbeitnehmers, die er aufgrund der Beendigung des Dienstverhältnisses auf Veranlassung des Arbeitgebers erhalten hat.
- Vergütungen für mehrjährige Tätigkeiten. (Mehrjährig ist eine Tätigkeit, soweit sie sich über mindestens zwei Veranlagungszeiträume erstreckt und einen Zeitraum von mehr als zwölf Monaten umfasst.)
Ermäßigter Steuersatz durch Fünftelmethode – so wird gerechnet
Wie der Steuersatz bei Anwendung der Fünftelmethode ermittelt wird, verdeutlicht das folgende Praxisbeispiel zu einer Abfindungszahlung.
Beispiel: Sie haben 2020 ein Jahreseinkommen von 26.000 Euro. Zusätzlich haben Sie 10.000 Euro Abfindung von Ihrem Arbeitgeber kassiert, weil er Ihnen gekündigt hat. Beantragen Sie die Besteuerung nach der Fünftelmethode, ermittelt das Finanzamt nicht den Steuersatz auf das zu versteuernde Einkommen von 36.000 Euro, sondern ermittelt aufgrund der folgenden Rechenregeln einen ermäßigten Steuersatz.
Ermäßigter Steuersatz – Schritt 1: Hinzurechnung von einem Fünftel der Abfindung zum zu versteuernden Einkommen | ||
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Jahreseinkommen | 26.000 Euro | |
+ | Fünftel der Abfindung | + 2.000 Euro |
= | Zu versteuerndes Einkommen neu | 28.000 Euro |
Einkommensteuer darauf | 4.585 Euro |
Ermäßigter Steuersatz – Schritt 2: Ermittlung der Einkommensteuer ohne Abfindung | |
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Jahreseinkommen | 26.000 Euro |
Einkommensteuer darauf | 4.000 Euro |
Ermäßigter Steuersatz – Schritt 3: Vergleich der Steuern aus Schritt 1 und Schritt 2 und Verfünffachung des Ergebnisses (= Steuern auf Abfindung) | ||
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Steuern mit Abfindung aus Schritt 1 | 4.585 Euro | |
- | Steuern ohne Abfindung | -4.000 Euro |
+ | Differenzbetrag | 585 Euro |
x | Multipliziert mit 5 = Steuern auf Abfindung | 2.925 Euro |
Fazit: Sie zahlen 2020 also insgesamt 6.925 Euro Steuern (4.000 Euro plus 2.925 Euro). Sie sparen sich so rund 170 Euro im Vergleich zur Vollbesteuerung der Abfindung (bei 36.000 Euro wären 7.095 Euro zu versteuern). Je höher die Abfindung und Ihr zu versteuerndes Einkommen ausfällt, desto höher fällt auch der ermäßigte Steuersatz aus.
Grafik: Steuern und Abgaben im OECD-Vergleich
In Deutschland sind die Steuern und Abgaben so hoch wie in kaum einem anderen OECD-Land. Nur die Belgier zahlen noch mehr. Die Abgabe einer Steuererklärung lohnt sich jedoch!